Schlusspfiff nach 1.100 Spielen
Am vergangenen Sonntag fand nach der Zweitligapartie der Langenfeld Longhorns gegen die Solingen Paladins noch ein ganz besonderer Moment statt. Jets-Schatzmeister Heinz Sauer hob zum letzten Mal den Ball als Referee und markierte damit nicht nur das Ende des Spiels, sondern auch den Abschluss einer erstaunlichen Schiedsrichter-Karriere.
Der ursprüngliche Plan war, mit 1.111 Spielen aufzuhören, doch auch den Schiedsrichtern hat die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. So wurden es am Ende „nur“ 1.100 Spiele, an denen Heinz Sauer auf allen unterschiedlichen Schiedsrichterpositionen teilgenommen hat.
Schon während des Spiels am Sonntag hatten seine Schiedsrichter-Kollegen eine kleine Überraschung vorbereitet und die übliche gelbe Flagge gegen ein Tuch mit der Aufschrift „1.100 Heinz-Field 1991 – 2021“ in augenzwinkernder Anlehnung an das berühmte Football-Stadion der Pittsburgh Steelers ausgetauscht.
Als Heinz Sauer 1991 seine Schiedsrichter-Karriere begann, hatte er sich vermutlich nicht vorstellen können, auf welche spannende Reise er sich damit begab.
Zum letzten Spiel waren auch viele langjährige Weggefährtinnen und Weggefährten gekommen, um den Abschied im Anschluss in vertrauter Runde gemeinsam zu feiern. Neben einem großen Blumenstrauß von den Langenfeld Longhorns durfte dabei eine spektakuläre Abschiedstorte nicht fehlen. Der von Sauers Crew unterschriebene letzte Spielball, einige Restaurant-Gutscheine für sein Lieblings-Reiseziel Ann Arbour und eine Kiste Bier der Marke „1.100 Heinz-Field“ brachten die Augen von Heinz Sauer zusätzlich zum Leuchten.
„So viele Geschenke bekomme ich noch nicht einmal an meinem Geburtstag“, lacht der 67-Jährige. „Das war schon sehr ergreifend, dass so viele Freunde zu meinem letzten Spiel gekommen sind und an mich gedacht haben.“
1991 fand Heinz Sauer seinen Weg in die Schiedsrichterei eher durch Zufall und beschreibt seine ersten Football-Erfahrungen so:
„Ich habe damals bei den Heimspielen der Bonner Jets meist in der Nähe des Stadionsprechers gesessen. Der wiederum wurde beraten durch Schiedsrichter-Legende und Jets-Hall of Famer Hans Grützenbach. Da habe ich schon eine Menge über den Footballsport gelernt. Später war ich dann Mitglied im NRW-Spielausschuss und dort saßen eigentlich nur Schiedsrichter. Da wir auch viel Freizeit miteinander verbracht haben, kam dann eins zum anderen und ich wurde ein Zebra.“
Als Vorbilder und Mentoren dienten ihm damals unter anderem Frank Tischlinger, von dem er später auch das Amt des Schiedsrichter-Lehrwarts in NRW übernahm sowie Hans Lämmerhirt und Peter Springwald. Aus den ursprünglich fünf bis sechs Spielen, die er spaßeshalber pro Jahr pfeifen wollte, wurden am Ende mit 1.100 Partien deutlich mehr. „Dann ist es einfach irgendwann eskaliert“, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen.
„Ich glaube nicht, dass irgendjemand diesen Rekord in Europa so schnell überbieten wird“, sagt NRW Schiedsrichter-Obmann Christian Henrich, der ebenfalls zur Abschieds-Crew von Heinz Sauer gehörte. „Auf und auch neben dem Spielfeld hat Heinz Sauer viel für das Schiedsrichterwesen in Deutschland und NRW getan. Das war ein würdiges Ende einer beeindruckenden Schiedsrichter-Karriere.“
Seine Leidenschaft fürs Schiedsrichten führte Heinz Sauer auch rund um die Welt. So war er unter anderem 2007 Teil der Schiedsrichter-Crew beim WM-Finale der Herren in Kawasaki (Japan) und durfte im Jahr darauf das Frauenfinale der Flagfootball-WM in Kanada als Referee leiten.
„Meine persönlichen Highlights waren aber sicherlich die vier German Bowl-Teilnahmen, von denen ich zwei sogar als Referee pfeifen durfte“, blickt Heinz Sauer auf seine 30 Jahre als aktiver Schiedsrichter zurück. „Sowas vergisst man sein Leben lang nicht.“
Für seine Zeit in Schiedsrichter-Rente hat Heinz Sauer vorerst keine spektakulären Pläne. Sicherlich kann er nun die Wochenenden regelmäßiger für ausgiebige Fahrrad-Touren nutzen. Die langen Fahrten mit den Schiedsrichterkolleginnen und -kollegen zu den GFL-Spielen in ganz Deutschland wird er aber dann doch ein wenig vermissen, da hier über die Jahre echte Freundschaften entstanden sind. Und natürlich wird sein Können als Finanzfachmann auch weiterhin bei den Troisdorf Jets gebraucht.
„Wir können sehr stolz darauf sein, einen so verdienten Mann wie Heinz in unserer Runde zu haben“, sagt Jets-Präsident Eric Grützenbach (links im Bild). „Da er prinzipiell keine Spiele der Troisdorf Jets gepfiffen hat, haben wir ihn nur selten in Aktion erlebt. Als Schatzmeister unseres Vereins ist er aber ebenso unersetzlich.“
Auch Peter Springwald, seines Zeichens Präsident des American Football und Cheerleading Verbandes NRW (AFCV NRW) ist voll des Lobes über seinen langjährigen Freund und Weggefährten:
„Heinz und ich kennen uns schon seit vielen Jahren und haben in den Anfangszeiten oft gemeinsam auf dem Feld gestanden“, so Springwald. „Nicht zuletzt dank seiner Erfahrung und Unterstützung haben wir eine Brücke in den USA schlagen und so schon mehrmals NFL-Schiedsrichter für Fortbildungen nach NRW holen können. Ich bin dankbar, dass Heinz sich so viele Jahre lang für unseren Sport engagiert hat und freue mich jetzt auf viele weitere Football-Reisen mit ihm zusammen.“
Mit seinem letzten Spiel als aktiver Schiedsrichter gibt Heinz Sauer auch den Posten des Lehrwartes im American Football und Cheerleading Verband NRW (AFCV NRW) ab.
Die Troisdorf Jets wünschen ihrem „Owner“, der 2017 in die Jets Hall of Fame gewählt wurde, eine ebenso erholsame wie erlebnisreiche Schiedsrichter-Rente!